Sparte Klassik-Trial
Jahresbericht 2020
Verfasser: Marco Conrad
Wie fängt man einen Bericht nach solch einem Krisen-Jahr am besten an? Ich weiß es nicht, aber ich kann versuchen einen kleinen Erfahrungsbericht hinzuzufügen. Mit „es war einmal“ oder „damals“ will ich erst gar nicht anfangen, da ich weiß, dass wir alle darauf hinarbeiten an der Stelle weiterzumachen an welcher die Pause-Taste gedrückt wurde.
In der JHV 2020 konnte ich noch von über 70 Starts unserer Klassik-Wettbewerbsfahrer an nationalen und internationalen Läufen in 2019 berichten.
Für 2020 wird die Berichterstattung eher zum einseitigen persönlichen Tagebuch-Eintrag, wenn ich ein Tagebuch hätte 😉, aber mehr zum Schluss. Zu Jahresbeginn 2020 war sich auch noch niemand der Tragweite der kommenden Wochen bewusst und jeder hat für sich entschieden was er daraus macht.
Wettbewerbs-Starts AMC-Klassik-Fahrer:
Frühjahrstrial: Jens Hofmann, Oliver Wirdel, Marco Conrad
Seniorentrial BW Bensheim: Oliver Wirdel, Marco Conrad
Herbsttrial: Jens Hofmann, Thomas Carlen, Lee Harris, Oliver Wirdel, Marco Conrad
A-Cup: Oliver Wirdel (2 Läufe), Marco Conrad (8 Läufe, in Wertung)
Jahreswertungen AMC-Klassik-Fahrer:
Marco Conrad, ADAC Pfalz Cup, Trial Gesamt, Platz 1
Marco Conrad, A-Cup, Pre65 Gentleman Klasse 2, Platz 3
Gemeinsames Klassik- + Senioren-Training:
Ich hatte mir für 2020 vorgenommen in gleichmäßigen Abständen ein gemeinsames Klassik-Senioren-Training zu organisieren, das hat zum Saisonbeginn im Februar genau 1x geklappt und hat auch allen Teilnehmern Spaß gemacht. Dann kam Anfang März schon unser Frühjahrstrial und die Covid-Verunsicherung nahm ihren Lauf, woraufhin wir auch das offizielle gemeinsame Training aufgeben mussten.
Wir werden sobald es möglich ist wieder weitermachen!
AMC Kerzenheim Frühjahrstrial:
Das Frühjahrstrial war mit insgesamt 115 Nennungen gut besucht und es sind 15 Klassik-Fahrer aus dem Süd-Westen in 2 Klassen gestartet. Zum Frühjahrstrial war die Corona-Verunsicherung zwar schon da, aber noch nicht akut. Ich würde mir wünschen, dass die Klassik-Teilnehmer-Zahl in besseren Zeiten steigt.
Rote Spur 3 Fahrer, schwarze Spur 10 Fahrer, davon 3 Teilnehmer vom AMC:
Jens Hofmann, rote Spur, ausgefallen
Oliver Wirdel, schwarze Spur, Platz 5
Marco Conrad, schwarze Spur, Platz 9
Die Saison:
Die Trial-Planungen für 2020 waren sicherlich bei allen groß, z.B. Mitte März wollten wir noch mit ein paar AMC-Klassik-Fahrern zu Rudi Munstermann zum internationalen Pre65-Trial nach Brockhöfe, wir haben das Vorhaben allerdings am geplanten Tag der Abfahrt aus Unsicherheit abgesagt.
Eine Woche später ging es schon in den Shutdown, wir mussten pausieren und eine Veranstaltung/Serie nach der anderen konnte nicht mehr stattfinden. Alle Planungen waren dahin!
Erst im Juli konnte man wieder vorsichtig ans Trialen denken.
Senioren-Trial BW, Bensheim:
Am 18.10.2020 veranstaltete der AC Bensheim ein lizenzfreies Seniorentrial BW (Trainingstrial-Veranstaltung) für jedermann in modern gesteckten Sektionen, die aber auch für Klassik-Motorräder fahrbar waren. Es wurde ein Vormittags- und ein Mittags-Lauf ausgetragen mit je 3 x 6 Sektionen.
Oliver Wirdel, moderne grüne Spur, BSA HvM
Marco Conrad, moderne schwarze Spur, BSA HvM
Es gab Punktrichter und Punktekarten, jeder hat seine Ergebnisse vorgelesen, aber es gab keine Siegerehrung, kein veröffentlichtes Ranking und keine Pokale…unsere Ergebnisse konnten sich gut sehen lassen. Oli hatte Punktgleich mit zwei anderen Modern- und Klassik-Fahrern den 1. Platz in der grünen Spur belegt und ich konnte den 3. Platz in der schwarzen Spur belegen. Insgesamt waren ca. 50 Teilnehmer gestartet.
AMC Kerzenheim Herbsttrial:
Lange war nicht wirklich klar, ob und unter welchen Voraussetzungen das Herbsttrial stattfinden konnte, aber wir haben es ohne große Zwischenfälle geschafft. Es hat alles so funktioniert wie wir uns das vorgestellt haben und es gab sogar ein dickes Lob für die Durchführung und Organisation über viele Kanäle. Es lagen laut Trial-Live insgesamt 86 Online-Nennungen vor (wovon aber nicht alle gestartet sind), davon 2 Starter in Historik rot, 5 Starter in Historik schwarz und sogar 2 Klassik-Fahrer in Modern Grün (Andreas Kindsvogel und Andreas Braam mit Fantic 300).
5 Starter vom AMC:
Oliver Wirdel, schwarze Spur Historik, Platz 1
Marco Conrad, schwarze Spur Historik, Platz 3
Thomas Carlen, schwarze Spur Historik, Platz 4
Lee Harris, schwarze Spur Historik, Platz 5
Jens Hofmann, rote Spur Historik, Platz 2
Nikolaustrial/Clubtrial:
Da unser Clubtrial leider abgesagt werden musste und unser Nikolaustrial so wie wir es kennen auch auf der Kippe stand hat sich die Vorstandschaft eine alternative Variante ausgedacht für unsere Vereinsmitglieder.
Es wurden Sektionen für 3 Klassen gebaut, die über einen bestimmten Zeitraum stehen gelassen wurden. Jeder hat die Punktekarten zum selbst ausdrucken per Mail geschickt bekommen und jeder durfte die Sektionen in kleinen Gruppen 3 x durchfahren. Der Schwierigkeitsgrad wurde absichtlich etwas angezogen damit jeder auf seine Kosten kommt. Es wurden von 6 Klassik-Fahrern die Punktezettel abgegeben, aber trainiert haben sicherlich mehr Fahrer.
Ich persönlich bin mit dem Oldi fast ausschließlich die Rote-Spur gefahren (außer Sektion 6), wohingegen andere Fahrer die Herausforderung mit dem Klassiker vorwiegend in der schwarzen Spur suchten.
Uns hat es jedenfalls Spaß gemacht! 😊
Nikolaus-Trial/Clubtrial:
Marco Conrad 69
Oliver Wirdel 60
Hans Hammel 50
Hans Jürgen Laquar 43
Michael Sprengling 37
Jens Hofmann 31
Aussichten für 2021:
Unsere Vereinstermine wurden per Club-Mail schon bekannt gegeben, der Termin für das Frühjahrstrial wird noch veröffentlicht. Nationale und internationale Klassik-Termine werden wir noch auf der Homepage weitergeben. Bleibt zu hoffen, dass wir dieses Jahr Veranstaltungen fahren können.
Deutschland-Cup Kerzenheim 2021:
Ende November 2020 wurde ich vom Sportbeauftragten der DTSG (Deutsche Trialsport Gemeinschaft) Werner Corßen angerufen und es gab eine offizielle Anfrage für die Ausrichtung eines D-Cup bei uns in Kerzenheim in 2021. Wir haben in der Vorstandschaft darüber gesprochen und einstimmig beschlossen einen D-Cup auszurichten, wenn es die behördlichen Bestimmungen zum Zeitpunkt der Austragung zulassen. Der Termin wurde auf den 25.+26.09.2021 festgelegt und auch über die entsprechenden Kanäle veröffentlicht.
Wir hoffen auf die starke Unterstützung unserer Vereinsmitglieder. Vielleicht schaffen wir es ja wieder eine ähnlich tolle Veranstaltung, wie die DM 2019, auf die Beine zu stellen – natürlich unter Einhaltung der vorgeschriebenen Regelungen!
Die Klassik-Welt freut sich schon auf uns…hoffentlich klappts bis dahin wieder!
Meine Erfahrung A-Cup Österreich 2020…ein kleiner Bericht:
In Deutschland war alles abgesagt also habe ich mich dazu entschieden in Österreich den A-Cup mitzufahren, da ich die Serie schon immer mal miterleben wollte, es coronakonform möglich war und ich eine sinnvolle Verwendung für meinen Jahresurlaub brauchte.
Prio war: Enge Kontakte vermeiden und an die AHA-Regeln halten, keine Fahrerlagergehockerei, kein Risiko eingehen und einfach nur Spaß haben.
Das hat wunderbar geklappt, da alle am gleichen Strang gezogen haben. Es gab keinen einzigen bekannten Covid-Fall im Nachgang!
Es waren durchweg viele D-Cup-Fahrer und Moderne Fahrer am Start beim A-Cup.
Zum Reglement:
A-Cup-Wettbewerbe sind für klassische und moderne Motorräder und in unterschiedliche Motorrad-Typ-Klassen unterteilt, werden in Gruppenwertung gefahren und sind immer 2-Tages-Wertungen. Mindestens 15 Sektionen, die 2 Runden gefahren werden am Tag (also 60 Sektionen in 2 Tagen), die Sektionen sind klassisch angelegt und es gibt 4 Schwierigkeitsklassen wovon die ersten 3 Spuren für Pre65 fahrbar gebaut sein müssen, Rad versetzen aus dem Stand ist verboten und generell nicht gern gesehen, da alle Sektionen zum Non-Stopp fahren ausgelegt sind, Stillstand + Fuß am Boden = 5, ansonsten gibt es keinen großen Unterschied zum D-Cup Reglement.
Auftakt war Mitte Juli in Lunz am See (Nieder-Österreich) im Trialpark bei Enöckl´s in wunderschöner Atmosphäre und toller Aussicht auf dem Bergbauernhof. Das Starterfeld war auf ca. 100 Fahrer begrenzt, am Ende waren es dann 106 Starter. Nach der Erstbesichtigung der Sektionen dachte ich „das ist aber einfach, wenn es trocken bleibt“ doch dann kam freitags ein Sommergewitter der übelsten Sorte auf und alle Sektionen waren glitschig, da fast der ganze Wald aus einer einzigen riesigen Wurzelspinne besteht 😊. Aus meiner Nennung für die gelbe Spur wurde nichts und ich habe mich entschieden die mittlere grüne Spur zu fahren…es sollte sich noch zeigen das es die beste Entscheidung war, denn auch in der vermeintlich leichteren Spur konnte man verbogene Alu-Teile produzieren. Im Gesamtergebnis wurde ich zweiter und in den Jahreswertungspunkten war ich punktgleich auf dem 1. Platz. Der Pokal war essbar und bestand aus einem großen Obst und Gemüsekorb der uns ein paar Tage versorgte, worüber sich meine Frau sehr freute. 😊
Ende Juli war Kufstein an der Reihe, mit Teilnehmer-Rekord (ca. 160 Nennungen) 145 Starter, das sollte sich durch die gesamte Saison so durchziehen. Oli Wirdel konnte in der stark besetzten höchsten Pre65 Spur den 1. Platz belegen. Günter Ruttloff und Frank Borchers auf Ruttloff-Jawa waren auch ganz vorne dabei. Nach einem Sturz, mit schwerer Verletzung, von Günter haben wir mit Mundschutz und unter Einhaltung der Corona-Vorschriften geholfen ihn aus dem Wald zu bergen, es geht ihm mittlerweile wieder gut und er hat sein Comeback schon angekündigt. Ruttloff und Borchers konnten nicht mehr weiterfahren.
In der schwersten blauen Spur für Twinshocker und LuMo`s wurde ein Highlight geboten: Ex-Weltmeister Bernie Schreiber (USA, mit seiner Bultaco 199A) und einige seiner ehemaligen Mitstreiter aus den 70er-80er Jahren zeigten was sie noch so drauf haben, da waren ehemalige WM-Teilnehmer wie Fatis Gianni Tabarelli, Ludwig Brei, Frank Ortner, Sepp Kuchlmeier und einige andere am Start. Bernie Schreiber landete nur im Mittelfeld, gewonnen hatte sein ehem. Mitstreiter Tabarelli (Italien) auf Fantic 240, vor Ludwig Brei (D) auf Yamaha TY250 und dritter wurde der junge Fahrer Berni Hengl (Österreich) auf Bultaco Sherpa 350.
Ich habe in der mittleren Pre65-Spur grün den 2. Platz belegt, konnte wieder gut Punkte sammeln und war mittlerweile auf dem 1. Platz in der Jahreswertung der Gentleman Spur…es war ein „Kopf an Kopf Rennen“ der stärksten 5 Fahrer in dieser Klasse, mit viel Humor und Spaß.
v.l.n.r. Alfred Wagner (A-Cup Erfinder), O. Wirdel, M. Conrad, Bernie Schreiber (USA, Weltmeister 1979), Walter Frei (BSA-Fahrer/CH)
Anmerkung von Bernie Schreiber:
Do you know what „BSA“ means? Bernie Schreiber America 😊
Auf Anfrage „ob er mal BSA B40 fahren will?“ sagte er: Ich hab es probiert, aber 4-Takt kann ich nicht!
Mitte August ging es zum A-Cup nach Salzstiegl in den riesigen Trialpark der Fam. Kaltenegger im Ski-Gebiet. Die Anfahrt durchs Gebirge über 15 km Schotterpiste war alleine schon ein Erlebnis und es hat vor dem Start mal wieder unwetterartig geregnet was das Zeug hält. Die Sektionen in den Ski-Hängen hatten alles was es braucht: über Felsen, durch felsige Bachbette (ohne Wasser), und steile, glitschige Waldhänge, allerdings konnte man sich nicht viele Punkte leisten und somit konnte ich nur den 4. Platz belegen, was mich auch auf den 2. Platz in der Jahreswertung beförderte.
Bei der Siegerehrung habe ich mich dann doch ein wenig geärgert über meine Fahrleistung, da es tolle handgearbeitete Motorradschrott-Pokale gab.
Mitte September war dann A-Cup auf der Gaißau/Salzburger Land angesagt…ein landschaftlicher Traum, Endstation Bergbauernhof, trialen auf der Kuh-Alm…Sektionen wie sie natürlicher nicht sein können. Eigentlich hätte es gereicht wenn die Veranstalter einfach nur Pfeile ins Gelände geworfen hätten…so ähnlich stell ich mir das auch in Schottland vor.
Es gab über 180 Nennungen und dem Veranstalter wurde schon ganz bange, aber zum Start waren es dann doch nur 153 (!). Es wurden 2x 16 Sektionen pro Tag gefahren. Hans Greiner war mit seiner Sarolea T6 am Start und hat in der Trialsport ausführlich darüber berichtet.
Ich kam durch einen selbstverschuldeten Fahrfehler zu einer „5“, hatte in 2-Fahrtagen gesamt 9 Punkte und wurde wieder nur zweiter in der Gesamtwertung…nun war der Jahreswertungserste weggezogen und ich konnte nur noch den 2. Platz verteidigen…beinahe hätte es geklappt und es wäre ein echtes Finale in der Klasse Gentleman in Ramsau beim Endlauf geworden. 😊
Mitte Oktober folgte nun der Endlauf in Ramsau, allerdings hat sich der rote Covid-Teppich um die Region gelegt und die Quarantäne-Bestimmungen für Reisen ins Ausland wurden verschärft, weshalb ich das Risiko nicht mehr eingehen wollte und auf die Teilnahme verzichtet habe. Das hat mich zwar in der Jahreswertung A-Cup Pre65 mittlere Gentleman Spur auf den 3. Platz befördert, aber das war für mich nicht schlimm, denn ich hatte eine tolle Zeit mit den Österreichern.
Fazit A-Cup Österreich:
Insgesamt sind wir ca. 5000 km Fahrstrecke hin- und zurück zu den Veranstaltungen nach Österreich gefahren, haben noch ein paar schöne Tage Urlaub und die Landschaft genossen. Wir haben wieder viele neue Menschen kennengelernt, Freunde getroffen und außerdem festgestellt das Trial-Veranstaltungen funktionieren, wenn sich alle an die Regeln halten. Der A-Cup wurde auch von einigen ÖM-Fahrern genutzt um Non-Stopp zu trainieren und fit zu bleiben.
Der A-Cup hat bei mir einen sehr hohen Stellenwert erlangt, da er Klassik und Modern lizenzfrei verbindet wie selten eine andere Serie (Südklassik ist ähnlich, nur kleiner), außerdem tummelt sich dort von Anfänger/in bis zum Semi-Profi der ÖM, EX-Modern-EM/WM-Teilnehmer und Klassik-Legenden alles und jeder lernt von jedem!
Eine echte Empfehlung…Ich bin Fan!!!
