Was ist Trialfahren?
Historie und weitere Entwicklung des Trial Sports
Trial, gesprochen Trail kommt aus dem englischen und kann als »Prüfungsfahrt mit Stil« übersetzt werden. Es war zu Beginn eine rein britische Spielart des Motorsports, ursprünglich aus den Langstreckengeländefahrten entstanden. Begonnen hat alles im schottischen Hochland. Am 19. Juli 1909 traf man sich zum ersten mal in Edinburgh zu einer Fünftagefahrt durch die Highlands. Die technische Zuverlässigkeit der meist riemengetriebenen Motorräder stand im Vordergrund. Ab 1910 hatten die Motorräder durchweg Kettenantrieb und durchhalten mit Stil war jetzt für sechs Tage angesagt. In den Folgejahren wurden die Maschinen immer standfester, und so kamen Sonderprüfungen mit Stilwertung für den Fahrer hinzu. Außer der obligatorischen Schirmmütze, war nicht selten auch eine Krawatte mit von der Partie. Mit zunehmender Popularität in den zwanziger Jahren wurden die Maschinen speziell für die Veranstaltung ausgerüstet, und ab 1931 mußten dann bei den Sonderprüfungen der Schottischen Sechstagefahrt (SSDT), die Sektionen ohne zu »fusseln« bezwungen werden, und die Zeit wurde zweitrangig.
1936 nahm der erste Deutsche Fahrer Carl Jurisch aus Leibzig teil, später als Zulieferer für die Motorrad Industrie bekannt. Ein Strafpunktesystem für fusseln, Stopp und Sturz sowie Kontrollkarten zum abstempeln wurden eingeführt. Nun unterschied sich die SSDT endgültig von der Internationalen Sechstagefahrt (ISDT) bei der weiterhin die Zeitwertung entschied. Ab 1937 waren keine Autos mehr zu SSDT zugelassen, und die Motorräder wurden immer spezieller für Trial ausgerüstet. Die neue Motorsportart wurde in Deutschland vom Nationalsozialisten Kraftfahr-Korps (NSKK) nicht gefördert, man hatte andere Pläne. Und der zweite Weltkrieg bewirkte auch in England bis 1949 eine Zwangspause.
Aber den 50er Jahren ging es dann so richtig los. Auch in Deutschland tat sich was, Trial wurde Bestandteil der deutschen Geländemeisterschaft. Aber es dauerte noch bis 1959, bis die erste Deutsche Trialmeisterschaft ausgetragen wurde.
Mit den Jahren entstanden den Geländeschwierigkeiten immer besser angepasste Maschinen, die Fahrtechniken verfeinerten sich, und Trialfahrer wurden Meister der Balance und des Stils, womit sich diese Motorsportart zur Hohen Schule des Motorsports auf zwei Rädern entwickelte.
Im Vordergrund steht beim Trial die Maschinenbeherrschung in den »Sektionen« genannten Sonderprüfungen, die Fahrtzeit spielt eine untergeordnete Rolle, obwohl die Höchstfahrzeit festgelegt ist, um eine Veranstaltung überhaupt im Griff zu behalten. Diese Sektionen sind von erfahrenen Spezialisten ausgesucht; ein mindestens 1,2 m breiter Kurs durch Gräben, Schlamm, über Wurzeln, Steine und hohe Stufen, enge Kehren um Bäume oder andere Hindernisse herum ist möglichst fehlerfrei zu durchfahren. Anfang und Ende der Sektion sind mit A- und E-Schildern gekennzeichnet, nur zwischen diesen wird eine Punktwertung durchgeführt. Fehlerfrei bedeutet, alle Schwierigkeiten fahrend zu überwinden, also nicht anhaltend, schiebend oder gar stürzend, aber auch ohne Nachhilfe mit den Füßen. Dieses sind alles Fehler, die dem Fahrer auf einer mitgeführten Punktekarte mit unterschiedlicher Wertung vermerkt werden.
Berühren des Bodens mit dem Fuß: einmal = 1 Punkt, zweimal = 2 Punkte, mehr als zweimal = 3 Punkte,
Absteigen, Sturz, Überfahren der Begrenzungen und Anlehnen an Bäumen/Steinen = 5 Punkte.
Gewertet wird in einer Sektion nur der schwerste Fehler, mehr als 5 Punkte kann der Fahrer pro Sektion also nicht bekommen, es sei denn, er verweigert die Durchfahrt.
Vor Beginn der Sektion stellt der Fahrer seine Maschine ab, geht zu Fuß die Sonderprüfung ab, sucht sich eine ihm geeignet erscheinende Fahrspur aus und beobachtet seine Konkurrenz bei der Durchfahrt um eventuell eigene Fehler zu vermeiden. Damit sich keiner zuviel Zeit nimmt, gibt es die schon erwähnte Höchstfahrzeit. Der Trialfahrer muß über ein enormes Maß an Maschinenbeherrschung verfügen, daher fährt er meist langsam, manövriert Vorder- und Hinterrad zentimeter genau, hebt mit einem Gasstoß das Vorderrad gekonnt auf eine Stufe herauf, überspringt Hindernisse, immer im Bestreben, die Sektion fehlerfrei zu absolvieren. Punktrichter beobachten genauestens jede Bewegung von Fahrer und Maschine, nicht der schnellste »dab«, das leichte Aufsetzen eines Fußes auf den Boden, darf ihnen entgehen; der richtige Schwierigkeitsgrad einer Sektion gilt dann als erreicht, wenn sie von zwei oder drei Fahrern mit null Fehlern bewältigt wird.
Eine geeignete Maschine ist für das Trial eminent wichtig; eine große Bodenfreiheit, geringes Gewicht, großer Lenkeinschlag sowie Motor, der auf die leiseste Drehung des Gasgriffes reagiert, sind Voraussetzung. Ein wichtiger Faktor sind außerdem die Reifen, erst der richtige Reifen in Verbindung mit einem der Sektion angepaßten Luftdruck sichert den nötigen Vortrieb, und der kann über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Für den Fahrer ist ein gewisses Trainingspensum unerläßlich, zu dem nicht nur das Fahren mit dem Motorrad gehört; auch Ausdauer, Schnellkraft und Konzentrationsfähigkeit bedürfen der dauernden Übung. Der interessierte Anfänger schließt sich zweckmäßigerweise einem Motorsportclub an; dieser steht dann dem Enthusiasten mit Rat und Tat und meistens noch mit eigenem Trainingsgelände zur Seite. Außerdem veranstaltet der dann auch Wettbewerbe, in denen man sein frisch erworbenes Können gleich mit anderen Konkurrenten messen kann.
Der Trialsport ist also eine Sportart, bei der dem Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine eine wichtige Bedeutung zukommt. So profitiert der durch das Trialfahren geschulte Motorradfahrer von der verbesserten Maschinenbeherrschung auch im Straßenverkehr des Alltags, denn er meistert sein Motorrad sicher in allen erdenklichen Situationen.
Die Informationen stammen aus einem Heft über den Trialsport aus den 60er Jahren, wahrscheinlich eine Zündapp Ausgabe, einem Bericht der »Oldtimer Markt« (2/2001, Text: Andy Schweizer) und Herrn Ortwin Sann, einem aktiven Trial-Fahrer.